Unterwegs auf dem Weinweg Weinfelden
Das Regenwetter von letzter Woche hatte auch was Gutes. Wir kamen nämlich ganz unverhofft zu einem freien Wochenende, da alle geplanten Aktivitäten vom Dauerregen verschluckt worden waren. Als am Sonntagmorgen überraschend doch ein paar Sonnenstrahlen über den Himmel huschten, entschlossen wir uns spontan, uns einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen – den Weinweg Weinfelden abzuwandern.

Der Weinweg liegt im Rebbaugebiet Oberes Thurtal und führt vom thurgauischen Weinfelden über die Dörfer Ottoberg und Boltshausen zurück nach Weinfelden.
Und so machen wir uns am Sonntagvormittag auf die Socken. Start unserer Familienwanderung ist der Bahnhof Weinfelden, wo wir uns auch gleich mit dem Degustationsrucksack eindecken.

Ohne diesen sollte kein Genusswanderer losziehen, ausser er will auf den "Schatz" im Weinsafe verzichten…
Ja, der Weinsafe. Er ist eine der Hauptattraktion des Weinfelder Weinwegs. Aber bevor wir das im Degustationsrucksack enthaltene Verkostungsglas auspacken dürfen, gilt es erst ein paar Kilometer zu wandern! Erst durch das malerische Zentrum von Weinfelden führt der Weg anschliessend rechts hoch in Richtung der Ottenberger Reben.

Wir passieren das Weingut Burkhart, bevor uns dann nach einem Drittel des Weges der Weinsafe empfängt. Mittlerweile ist es kurz nach Mittag und auch andere Wanderer legen hier einen ersten - sehr genussvollen - Halt ein.

Der Weinfelder Weinweg ist offensichtlich bis ins Berner Oberland bekannt. Eine Gruppe von Weinfreunden aus Interlaken degustiert beim Weinsafe und staunt über die Qualität der hiesigen Weine.
Mittels des im Degustationsrucksack enthaltenen Zahlencodes lässt sich die Tür zum Weinsafe öffnen, wo diverse Flaschen der umliegenden Weingüter zur Degustation bereit stehen. Dank einer Hydraulikanlage, die die Weinflaschen aus dem kühlen Boden emporhebt, sogar perfekt temperiert!


Klar, dass sich unter den Weinsafe-Besuchern schnell Gespräche zur Degustation und zu allgemeinen Weinthemen entwickeln.

Kein (Wein)weg ist zu weit, mit guten Freunden an der Seite - und gutem Wein im Glas... ;-) - die Weinfreunde aus Interlaken.
Der Abschied von der munteren Truppe aus Interlaken fällt uns nicht leicht, aber noch liegen ja zwei Drittel der insgesamt 9 Kilometer langen Rundwanderung vor uns. Beschwingt nehmen wir also Kurs auf das Rebgut Sonnehalde und dann weiter Richtung Westen zum Weingut Forster.


Im Moment ist die Weinwanderung ein besonderer Genuss, führt der Weg doch mitten durch die Reben, wo aktuell reife Trauben tolle Fotosujets darstellen. Doch nur nur die Trauben sind zur Zeit reif, auch die Dahlien beim Weingut Forster strahlen mit der Herbstsonne um die Wette.

Hier, auf halber Strecke, treffen wir auf Benno Forster, Winzer des gleichnamigen Weinguts und Mitinitiant des neuen Weinfelder Weinwegs. Er kommt gerade vom Joggen, eine Aktivität, auf die er wohl in nächster Zeit verzichten muss, beginnt er doch diesen Donnerstag mit der Ernte.
Aufgrund der hohen Temperaturen und reichlich Sonnenschein im Frühling 2017 trieben die Reben sehr früh aus; im Durchschnitt fand die Rebenblüte mit einem Vorsprung von über zwei Wochen auf den Durchschnitt der letzten Jahre statt. Aus diesem Grund erfolgt auch die diesjährige Ernte früher als sonst üblich. Allerdings wird die Weinlese dieses Jahr schneller beendet werden können als andere Jahre. Die auf die warmen Märztage folgenden scharfen Frostnächte Ende April (20./21.) trafen die Weinbauern nämlich knüppeldick, standen doch die früh reifenden Rebensorten bereits in voller Blüte.

Benno Forster erzählt, dass er mehrere früh reifende Sorten, wie die rote Garanoir oder Dornfelder, gar nicht ernten werde, da er dort einen Totalausfall zu beklagen habe. Bei der ebenfalls früh reifenden weissen Sorte Müller Thurgau erwarte er lediglich die Hälfte der sonst üblichen Menge. Dies ist umso bedauerlicher, da doch der Müller Thurgau die weisse Hauptsorte am Ottenberg ist.
Glücklicherweise reift die rote Hauptsorte Pinot Noir etwas später und ergibt dieses Jahr die normale Menge. Auch die meisten Spezialitäten, wie Sauvignon Blanc, Chardonnay oder Merlot, reifen mittel bis spät und litten kaum unter dem Frost.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Weinbauern am Ottoberg mit einem blauen Auge davonkommen...
Im Bild ein Rebstock der Sorte Garanoir, praktisch ohne Traubenbehang.
Nachdem wir uns von Benno Forster verabschiedet und eine gute Erntezeit gewünscht haben, führt unser Weg weiter durch die idyllischen Dörfer Ottoberg und Boltshausen. Nebst landschaftlicher Schönheit besticht der Weinweg auch durch Abschnitte, die an wunderschönen Thurgauer Riegelhäuser, oft mit wunderbar angelegten Gärten, vorbeiführen.

Thurgauer Riegelhaus im Dorf Ottoberg
Nach gut dreistündiger Wanderzeit führt der Rundweg schliesslich wieder Richtung Osten zurück nach Weinfelden. Wir sind müde, aber glücklich!
Fazit: Der Weinweg Weinfelden eignet sich super für Genusswanderer, Weininteressierte und Familien mit Kindern.

Die jüngsten Wanderer lassen sich mit dem Winzer Logbuch motivieren; bei den jeweiligen Weingütern können mittels Lochzange die entsprechenden Felder im Winzer Logbuch abgeknipst werden.

Zahlreiche Informatiostafeln vermitteln Wissenswertes zur Weinregion Ottenberg, zu Weinbau, Traubensorten etc.
Auch Kunstinteressierte kommen dank diverser Kunstinstallationen entlang des Wegs auf ihre Kosten.
Darüber hinaus lohnt sich der Besuch im schönen Thurgau auch der Aussicht wegen. Vom Ottenberg streift der Blick über das Thurtal bis zum Alpstein. Wer übrigens den Rebbauern bei der Erntearbeit zuschauen möchte, sollte sich möglichst bald auf den Weg nach Weinfelden machen. Wir wünschen allen Wandervögeln und Weingeniessern viel Spass!
Weitere Informationen zum Weinweg Weinfelden:
Pressetexte:
Thurgauer Zeitung Februar 2017
Allgemeine Informationen zu Wein & Tourismus im Thurgau:
Thurgauer Gourmetwanderung Fahrplan SBB
Vielen Dank fürs Folgen (Instagram), Teilen (Twitter) und Liken (Facebook) !